Buchhaltung ist nicht sexy – nach „Pecunia non olet“ meine zweite zentrale Erkenntnis aus der Geschäftswelt. Aber es ist wirklich so – wir mit unserer integrierten online Projekterfassung und Dokumentation mit kombinierter Zeit- und Reiskostenabrechnung und angeschlossenen Dokumentenmanagementsystem und verwoben mit Rechnungsstellung und generischer Dokumentenerstellung und zentralisierter Ablage lokal gescannter Belege – wir haben das Problem unser Produkt in einem Satz auf den Punkt zu bringen. Und ohne knackige Beschreibung keine Aufmerksamkeit. (In dem berühmten Elevator Pitch in dem man einem Investor während einer Fahrstuhlfahrt unsere Geschäftsidee näher bringen soll, braucht unser Fahrstuhl schon einen kleinen technischen Schaden, um unser Geschäftsmodell zu beschreiben).
Auf der Haben Seite steht bei uns die durchweg positive Reaktion unserer zukünftigen Kunden, die das Modell verstanden haben. Auf dem Soll stehen die Kunden, die sich nicht die Zeit nehmen oder nicht mit uns in einem Fahrstuhl steckenbleiben. Also müssen wir nochmal ran ans Marketing – wie weit darf man da lügen? Naja lügen tun wir sowie so nicht – also grob vereinfachen. Für jemanden wie mich, der gerne exakt ist, ist das schwierig – „das geht doch nicht“ – „doch das geht – das geht sogar besser als das exakte“. Aber die Gratwanderung bleibt – was ist verschweigen – was ist nur vereinfachen.
Zentral ist für uns vor allem, das wir die Ansprache ändern. Die typische Ansprache – wir sind die besten – greift hier nicht. Schön wenn wir die besten Buchhalter sind, wenn unsere Kunden gar keine Lust auf Buchhaltung haben. Dann werden wir sie auch nicht über eine schöne Buchhaltung begeistern. Vielmehr müssen wir sie ansprechen, sie da abholen wo sie sind. Dieses „Abholen“ ist ein wenig abgenutzt und befindet sich auf dem besten Weg in den Olymp der Buzzwörter über die man vor der Verwendung nicht mehr nachdenkt. Wenn man es aber trotzdem macht, dann enthält dieses Abholen zwei Elemente. Das aktive auf den Kunden zu gehen. Ich denke daran denken auch die meisten, die das Wort verwenden. Es wird gerne im Zusammenhang mit aktiver Kundenansprache, Problembewußtsein, Kundenpersona etc. verwendet.
Aber es enthält auch eine Aussage über den Kunden, und die wird meist vernachlässigt: Es geht um jemanden der abholt werden will. Als Bild sehe ich da jemanden vor mir, der auf einem Bahnhof in Asien steht, umgeben von vielen Menschen mit fremder Sprache und fremder Schrift und Ausschau hält nach jemanden, der ein Schild trägt, daß er sowohl lesen kann und auf dem auch noch sein Name steht. Dann da zu sein, wenn unser Kunde ankommt und dann auch noch das Schild in einer lesbaren Schrift zu haben – das ist unsere Aufgabe.
» 4 tagwerkteam, 9 Beiträge, Ideen, Träumereien » Buchhaltung ist nicht sexy
« Gründen und Rückenschwimmen, unmöglich. Eine Bahnfahrt – aus der Zeit gefallen »