Es ist erstaunlich, welche Aggressionen Software freisetzt, die nicht erwartungskonform funktioniert. Niemand würde bei Geschirr, das nicht in den Schrank passt, auf die Idee kommen es dann einfach aus drei Meter Entfernung in den Schrank zu werfen oder einen Stecker, der nicht in eine Buchse passt, mit einem Hammer hineinzutreiben. Dort lehrt uns die Erfahrung, dass so ein Verhalten nicht zielführend ist. Bei Software bekommen wir keine derart direkte Rückmeldung. Vielmehr wird die arme Software mit Maus und Tastatur malträtiert, bis sie nicht mehr weiß, was sie in welcher Reihenfolge abarbeitet, muss und einfach stumm den Dienst quittiert. Das ist der Moment in dem ich doch die Bedienungsanleitung konsultiere – und zwar um in einem langwierigen Prozess die völlig verkonfigurierte Anwendung wieder in den Ausgangszustand zu bringen.
Dem zugrunde liegt anscheinend die Erwartung, dass jeder so denkt wie man selber. Stößt man dann auf andere Denk- und Arbeitsabläufe, dann versucht man diese an die eigenen anzupassen – und wenn es sein muss mit Gewalt. Dass aber eine Anwendung neben der Lösung eines Problems auch einen Weg dahin liefert, wird dabei ignoriert. Das Interessante an meinem Verhalten ist dabei, dass ich bei dem Problem auf zwei Seiten stehe – in unserer Gründung entwickeln wir eine Software. Die größte Herausforderung sehen wir darin, unseren Kunden nicht nur unsere Lösung, sondern auch unsere Prozesse zu vermitteln. Auf der anderen Seite bin ich anscheinend nicht bereit mich anderen Arbeitsprozessen zu unterwerfen – ich selbst mein schlimmster Kunde.
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